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Autor Thema: Phänomen Granit 27 möglicherweise aus VP-Bereitschaft?  (Gelesen 5060 mal)

Offline MarkusKremser

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Ich suche Unterstützung: Wir sind auf der Suche nach Informationen zu folgendem Fahrzeug:

Phänomen Granit 27
Fahrgestell-Nummer: 1706-0776
Baujahr: 1950

Fundzustand:
In einer trockenen unbeleuchteten Scheune steht ein Phänomen Granit 27.
Das Fahrzeug hat eine Bus-Karosserie mit jeweils 3 Scheiben hinter der B-Säule. Die beiden ersten Scheiben haben Lüftungsjalousien im oberen Teil.
Im Heck hat das zwei Fahrzeug eine doppelflügelige Hecktür. Das Fahrzeug hat zwei Blaulichter über der Windschutzscheibe und einen Suchscheinwerfer vor der A-Säule links. Im Bus sind längs an den Außenwänden zwei augenscheinlich originale Holzsitzbänke eingebaut, deren Sitzflächen klappbar sind. Darunter sind Stauräume. An der Trennwand zum Fahrerraum befinden sich links und rechts zwei Arbeitsplatzleuchten. An der Trennwand befinden sich Dokumentenfächer.
Vor der Trennwand befindet sich ein auf dem Boden befestigtes Gestell, das scheinbar zur Aufnahme einer Haspel diente.
Auf dem Dach befinden sich in Höhe der Fahrerkabine zwei Querhölzer, die möglicherweise zur Aufnahme eines Dachgepäckträgers dienten. Darauf weisen auch zwei Muffen auf der rechten Seite hinten hin, an denen wohl eine Leiter endete.
Das Fahrzeug hat innen über den Fenstern umlaufend Gardinenstangen, so dass es wohl vollständig verdunkelt werden konnte.
An der Fahrertür ist die Lackierung großflächig abgeblättert. Darunter kommen zwei Lackschichten zum Vorschein. Eine jüngere grüne Lackschicht und eine darunter liegende dunkelgrüne Lackschicht. Wann das Fahrzeug rot lackiert wurde, lässt sich derzeit nicht feststellen.
Das Fahrzeug ist nach Angaben des X zuletzt 1987 aus eigener Kraft bei einem Festumzug bewegt worden. Davon zeugen auch noch aufgeklebte Beschriftungen.

Das Fahrzeug ist strukturell insgesamt in einem guten, restaurierungswürdigen Zustand. Die tragenden Teile der Holzkarosserie konnten bisher nicht in Augenschein genommen werden. Es scheint jedoch, dass das Fahrzeug in den vergangenen Jahrzehnten stets trocken stand. Auf den ersten Blick sind keine Durchrostungen oder Fäulnis feststellbar.

Fragen:

Wer kann uns möglicherweise Auskunft über dieses konkrete oder baugleiche Fahrzeuge geben?

Wir nehmen an, dass das Fahrzeug als Fernsprechwagen oder Funkkraftwagen bei den Volkspolizei-Bereitschaften eingesetzt wurde. Kann uns jemand grundsätzlich Auskunft über den Führungsdienst, Fernsprech- und Funkdienst bei der Volkspolizei geben?

Wurden solche oder ähnliche Fahrzeuge möglicherweise (später) auch bei den Kampftruppen, der Zivilverteidigung oder dem Hilfszug des DRK der DDR eingesetzt?

Wir suchen jegliche Informationen zu diesem oder ähnlichen Fahrzeugen.

Bilder des Fahrzeugs: https://drive.google.com/open?id=1U1D5PPLjVK8NM-PFMvVYHxDNOO1g3Zr8

Kontakt: markus@kremser-medien.de

PS: Auch für das Weiterleiten unser Suche wären wir Ihnen sehr dankbar.

Offline Surströmming

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Re: Phänomen Granit 27 möglicherweise aus VP-Bereitschaft?
« Antwort #1 am: März 15, 2019, 09:31:29 »
Hallo,
das ist ein sehr interessanter Fund, der auf jeden Fall eine behutsame Restaurierung wert ist.
Da der Bus 2 Jahre vor Gründung der kasernierten VP und 6 Jahre vor Gründung der NVA gebaut wurde kommt ja eigentlich nur Bereitschaftspolizei oder Stasi in Frage. Leider dürfte es nahezu unmöglich sein, die Historie anhand irgendwelcher offiziellen Unterlagen nachzuvollziehen. Da existieren sicher keine Akten mehr.
Einen Versuch wäre es wert, beim Oldtimerlädchen anzufragen. Der Betreiber hat sehr viele Archivalien des Herstellerwerkes übernommen, allerdings wohl noch nicht aufbereitet.
Ansonsten wäre meine Vorgehensweise, zunächst mal akribisch zu untersuchen, welche Einbauten nachträglich eingebaut wirken. Ich weiß, das ist schwer, da ja auch im Werk recht "manufakturmäßig" gearbeitet wurde. Vielleicht läßt sich daraus aber der eine oder andere Rückschluß ziehen.
Übrig bleibt wohl letztendlich nur der mühselige Weg über die persönliche Recherche: Bei den Feuerwehrveteranen herumfragen, ob noch jemand weiß, wann und von wo man den Bus herbekommen hat, dann dort nach Zeitzeugen und Fotos fragen usw. Aus eigener Erfahrung weiß ich, daß gerade freiwillige Feuerwehren da oftmals recht gute (private) Archive haben.
Viel Glück und lassen Sie uns bitte an Ihren Ergebnissen teilhaben!

Was ist mit dem Bus geplant? Soll er restauriert werden?

beste Grüße
Peter
« Letzte Änderung: März 15, 2019, 09:34:01 von Surströmming »

Offline LAK1-Med

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Re: Phänomen Granit 27 möglicherweise aus VP-Bereitschaft?
« Antwort #2 am: März 15, 2019, 19:01:34 »
Ich meine die Post der DDR hatte solche Busse. Evtl. als Baugruppenfahrzeug oder so etwas ähnliches. Natürlich unklar ob das evtl. auch Zweitnutzung war. Irgendwo hab ich ein Bild davon gesehen... Finde es aber nicht.

Stasi würde ich jetzt nicht gleich auffahren. Grenzpolizei oder Volkspolizei würden evtl. schon reichen. Sind die beiden Grüntöne die letzten Fraben oder ist außer Rostschutz etwas darunter? Wie sehen die Grüntöne aus? Wie war die Farbe/die Farben des Inneraums?

Die Ortswehr sollte ja zufinden sein, wie Peter schon schrieb. Nächste Adresse wäre das zuständige Stadtarchiv. In der DDR war alles etwas anders, aber zu kommunalen Dingen findet man oft etwas. Auf Zeitzeugenaussagen zur Herkunft von solchen Fahrzeugen würde ich aber im Zweifelsfall aus Erfahrung nur sehr bedingt vertrauen.
Evtl. hat auch die zugehörige Ortszeitung etwas, beginnend bei der Jubiläumsfeier könnte man da bei der Presse ansetzen. Wer den Rechercheausfwand nicht scheut...
« Letzte Änderung: März 15, 2019, 19:03:21 von LAK1-Med »
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Offline Surströmming

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Re: Phänomen Granit 27 möglicherweise aus VP-Bereitschaft?
« Antwort #3 am: März 16, 2019, 11:22:03 »
Ich glaube, die Fahrzeuge der Post-Bautrupps hatten ein ganz dunkles Blau, oder habe ich das falsch in Erinnerung? Die Blaulichter passen auch nicht dazu. Deshalb müßte man mal gucken, ob sie wie nachgerüstet aussehen.

Offline LAK1-Med

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Re: Phänomen Granit 27 möglicherweise aus VP-Bereitschaft?
« Antwort #4 am: März 16, 2019, 16:31:16 »
Ich glaube, die Fahrzeuge der Post-Bautrupps hatten ein ganz dunkles Blau, oder habe ich das falsch in Erinnerung? Die Blaulichter passen auch nicht dazu. Deshalb müßte man mal gucken, ob sie wie nachgerüstet aussehen.

Grau sollte diese bei der Post gewesen sein und ich schrieb ja, dass die evtl. auch nur Zweitnutzung waren - Ging ja um ähnliche Fahrzeuge.

Ob VoPo-/Grenzerfahrzeugen Anfang der 1950er Blaulicht hatten würde ich jetzt mal offenlassen. Ich hatte angenommen, dass dieser Typ erst später kam. Ich bin mir aber nicht sicher wann dieser Typ genau eingeführt wurde. (Vermutet hätte ich zweite Hälfte der 1950er.)
Ein Nachrichten-Bautruppwagen o.ä. kann bei der VoPo/KVP Sondersignal gehabt haben - muss er aber nicht.

Daher auch die Frage nach den Farbtönen.
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Offline Norbert04

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Re: Phänomen Granit 27 möglicherweise aus VP-Bereitschaft?
« Antwort #5 am: März 16, 2019, 18:45:52 »
mal gesponnen - Gefangenentransport?.....KVP?...

war vor meiner Zeit, aber gab es damals nicht auch so etwas wie "schnelle Eingreiftruppe/ squad etc."?
immer schön voll

Offline Struppi

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Re: Phänomen Granit 27 möglicherweise aus VP-Bereitschaft?
« Antwort #6 am: März 16, 2019, 20:22:14 »
Hallo

Erst einmal das Fahrzeug sollte auf jedenfall erhalten werden!!

Ich fang mal mit Geschichte an:

Offizielles Gründungsdatum der kasernierten Volkspolizei ist der 1.Juli 1952 (Gründung der NVA 1. März 1956).
Aber ab 1947 gab es kasernierte Formationen mit dem die Polizei verstärkt wurden. Diese zunächst nur auf Länderebene geschaffenen Volkspolizeibereitschaften (je Land 2 VPB) hatten eine Sollstärke von je ca 250 Mann, ab Oktober 1948 dann schon 10000 Mann,
Ab zweite Jahreshälfte 1949 wurden die VPB der Länder aufgelöst und militärfachbezogene, spezialisierte Volkspolizeischulen und -bereitschaften aufgestellt.
Quelle: Die Landstreitkräfte der NVA ,  Wilfried Kopenhagen

Geschichte weiter:
Das Phänomen-Werke Gustav Hiller AG erhielt nach dem Schell-Plan ende der dreißiger Jahre den Auftrag ein 1,5t Fahrzeug mit Luftgekühltem Motor zu endwickeln, welches 1941 in die Serienfertigung ging. Der "Granit 1500" .
Am 27.Januar 1950 verließen die ersten 12Stück "Granit 27" das "IFA Vereinigung Volkseigener Fahrzeugwerke, Werk PHÄNOMEN Zittau".
Eigentlich 13 Stück der 13te war ein Krankenwagen für das Stadtkrankenhaus Zittau.
Quelle: Phänomen/Robur ,  Hartmut Pfeffer

Zu eurem Fahrzeug,
Mit Baujahr 1950 (sagt auch die Fahrgestellnummer) könnte er damit durchaus zu einer der genannten Volkspolizeibereitschaften gekommen sein.
Die Verwendung des "Granit 27"- Frontgrills schließt auch auf eine Spätere Serie, die ersten waren bekanntlich noch mit Frontgrill des "Granit 1500" ausgeliefert worden.
Auch ist schon ein 30k Motor verbaut (gut durch die Luftschlitze zu erkennen).
Verwundert bin ich über den Schriftzug Granit der war unüblich an militärischen Fahrzeugen der damaligen Zeit (auch die Garant und Robur Fahrzeuge wurden für militärische Zwecke nicht mit Schriftzügen versehen) das Phänomen-emblem wurde schon entfernt an eurem Fundstück.
Ich würde dieses Fahrzeug als Granit 27 W/B 14 (14-sitziger Bus, gab auch einen 18-sitzigen) oder als Granit 27 in der Ausführung als Nachrichtenbauwagen NEF-2 identifizieren. Beide Fahrzeuge Bus und NEF-2 hatten Dachgepäckträger. Wobei der NEF-2 wohl eher die Arbeitsplatzleuchten hatte.

Feuerwehrverwendung:
Ab Mitte/Ende der 60iger Jahre sind, mit Einführung des LO 1800A und LO 1001A bei der NVA, frei werdende Granit und Garant Fahrzeuge zu Feuerwehren abgegeben worden um diese mobiler zu machen.
Die blauen-Blinkleuchten (werden auch Hörner genannt) die verbaut sind deuten auf eine Umbauzeit ab ca 1958 hin da vorher die Blinkleuchten seitlich ein blaues Dreieck hatten.
Auch der Suchscheinwerfer ist die Variante die auf den Feuerwehr Phänomen- und Garant-Fahrzeugen Verwendung fand.
Die Streben die im Fahrzeug zu erkennen sind, dienen der Aufnahme von zwei tragbaren Schlauchhaspeln. Was außer der Mannschaft noch an weiteren Ausrüstungsgegenständen im Fahrzeug mitgeführt wurde lässt sich nicht erkennen. Die sonstige Feuerwehr-Ausrüstung wurde mit Sicherheit im vorhandenen Tragkraftspritzen-Anhänger mitgeführt.

Versucht doch mal die Alters- und Ehrenabteilung der Feuerwehr Görlitz zu befragen, Klein-Neuendorf hat anscheinen keine Freiwillige Feuerwehr mehr, vielleicht gibt es noch jemanden der dort Informationen hat wann das Fahrzeug dorthin kam.

MfG Mario
Fachausschuß Feuerwehr Historik
Märkisch-Oderland
« Letzte Änderung: März 17, 2019, 09:42:45 von Struppi »
BIETE: -Regler(Schalter) 200W/12V, -Steckachse für Robur oder Garant, -für Wartburg311 Frontscheibe,2x Kotflügel hinten rechts, Fahrertür(alles gebraucht)

SUCHE: -Regler(Schalter) RFC 130W/12V

 

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