Autor Thema: Phänomen Granit Tonaufnahmewagen ? (Gelesen 11902 mal)

rolschtermatti · « **am:** Mai 03, 2012, 11:05:16 »

Hallo Miteinander,

das ist mein erster Beitrag hier und ich hätte den gern in der Rubrik Technik/Karosserie gepostet, da habe ich aber keinen Button für neues Thema...
Nun zu meiner Frage Wir haben in der Familie einen alten Phänomen Granit, Baujahr 1953 erworben. Dieses busähnliche Fahrzeug war laut den Papieren als Tonaufnahmewagen im Zentralhaus für Volkskunst in Leipzig und später hier in Rudolstadt vermutlich als Lautsprecherwagen im Einsatz. Der Motor ist ein 30K. Das Fahrzeug scheint einem Garant 30k VW/B 18 ähnlich.

Wie auf den beigefügten (aktuellen) Bildern zu sehen, sind u.E. das Besondere die zusätzlichen Türen hinter der Beifahrertür und am Heck. Zwischen Fahrersitzbank und dem Arbeitsraum ist eine Zwischenwand. Das Fahrzeug hat derzeit nicht originale Sitze und ist aus der letzten Nutzung als ehemaliges Werbefahrzeug eines Autohauses lila lackiert (deswegen habe ich die Fotos lieber in schwarz-weiß umgewandelt...

).

Da das Fahrzeug mittelfristig wieder in den Originalzustand versetzt werden soll und ein wertvoller originaler Zeitzeuge der regionalen Stadtgeschichte ist, sind wir auf der Suche nach Bildern, jeglichen Informationen oder ggf. sogar Filmen dieses oder so eines ähnlichen Fahrzeugs. Könnte z.B. dieses Fahrzeug auch im Karosseriebau Halle so gebaut worden sein? Hat das Fahrzeug baulich was mit den Lautsprecherwagen der Kasernierten Volkspolizei gemeinsam?

Außerdem würde uns jeder kleinste Hinweis auf Farbgestaltung oder -kombination (einfarbig/mehrfarbig, das Fahrzeug war vermutlich cremefarben, grünlich, graugrün oder hellblau), Blinker (oder Winker), Dachaufbauten (Leiter und Dachgepäckträger, Lautsprecher?), mittleres Dachteil in Blech oder Kunstleder, sowie Innengestaltung (Aufnahme- oder Übertragungstechnik), Anschriften usw. helfen. Die Rückleuchten stimmen vermutlich auch nicht.
Gibt es davon heutzutage möglicherweise noch weitere ähnliche Fahrzeuge?

Vielen Dank schon mal für alle Hilfen !

Struppi · « **Antwort #1 am:** Mai 03, 2012, 14:05:59 »

Hallo

Und herzlich willkommen und Glückwunsch zu diesem interesanten Fahrzeug.

Zum ersten handelt es sich laut Bj 1953 um einen Phänomen Granit.
Der Motor ist mit Sicherheit irgendwann auf Kopfgesteuert umgebaut worden oder wurde ausgetauscht.

Der Aufbau ist von der Ausführung sicher ein Mehrzweckaufbau (Busbauform mit Heckladetüren) daher dürfte es sich um einen Granit 27(oder 30K)-WV/Mz handeln

W=Windlauf
V=langer Radstand
/
Mz= Mehrzweckaufbau

Über die Farbgebung lässt sich sicher streiten. Mit Sicherheit war Lila nicht dabei.

Winker, waren hinter der Fahrer bzw. Beifahrertür verbaut.
Mittleres Dachteil ist aus Kunstleder (zumindest kenn ich es so).

Hab jetzt mal meine Unterlagen durchgeschaut.

Bei der KVP gab es mit diesem Aufbau zwei verschiedene Fahrzeuge.

Granit 27 WV/B 14 einen 14-sitzigen Bus
Granit 27 xxxxxx einen Nachrichten-Bauwagen NEF-2

Der Lautsprecherwagen NEF-5 Werksbezeichnung Granit 27 AVF/GALs hat meiner Meinung den Aufbau des Krankenwagens also keine Ähnlichkeit mit eurem guten Stück.

MfG Mario

ifa · « **Antwort #2 am:** Mai 03, 2012, 20:46:03 »

Typisch für diese Fahrzeuge war eine hell- oder dunkelblaue Farbgebung mit weißem Dach - schon wegen der Sonneneinstrahlung. Hab gleich mal in meinem kleinen Archiv der Studiotechnik geblättert aber genau die gleiche Fensteraufteilung und Fenstergröße ist bei den vielen Granit/Garant-Übertragungswagen nicht mit dabei. Man könnte sich allenfalls daran orientieren.

Das einzige noch (bekannt) erhaltene Garant-Fahrzeug der ehemaligen Studiotechnik Rundfunk/Fernsehen steht heute im Depot des Museums für Kommunikation in Frankfurt und ist noch ausgestattet. Irgendwo hab ich noch ein Foto von einem Besuch dort.

Marek

rolschtermatti · « **Antwort #3 am:** Mai 04, 2012, 08:37:52 »

Vielen Dank schon mal für Eure Hinweise, dass es einen Mehrzweckaufbau gab, wußte ich zum Beispiel nicht.

@Struppi: Nach den derzeitigen Anschriften handelt es sich um einen 30K (s. Bild) aber das muß ja nicht immer so gewesen sein. Von den Originalpapieren haben wir nur das Wartungsheft. Wir werden mal nach der Fahrgestellnummer suchen müssen, aber wie ich hier schon gelesen habe, ist das auch eine ganz schöne Wissenschaft...

@ifa: der Tipp mit Frankfurt ist gut, es lohnt sich für uns sicher, da mal Kontakt aufzunehmen. Gab es wirklich viele Übertragungswagen?

Was mir bei den Bildern der Museumsstiftung Post und Telekommunikation aufgefallen ist: hatte der Granit unterschiedliche Kühlermasken (Lüftungsschlitze auch schräg statt waagerecht) ?

Was die Farbe betrifft, da wird dann sicher früher oder später mal irgendwo noch ein Stück Originallack zum Vorschein kommen (hoffentlich).

Matthias

Struppi · « **Antwort #4 am:** Mai 04, 2012, 14:44:34 »

Hallo

Der Motor 30K wurde ab 1953 gebaut, ist also von auszugehen das er in deinem Fahrzeug mit Bj 53 damit von Anfang an eingebaut war.

Die Fahrgestellnummer findest du auf der Beifahrerseite im Motorraum auf dem Rahmen sie ist 2xvierstellig

17xx-xxxx die 17 steht für Granit/Garant Fahrgestell
xx?x-xxxx die ? dritte für das Baujahr
xxx?-xxxx die vierte für die Serie
xxxx-?

diese vier stehen für das Fahrgestell der Serie

Bei meinem Bj. 52 gibt es noch ein Schild am Windlauf (ebenfalls Motorraum Beifahrerseite) wo sie auch angebracht ist.

Die schrägen Lüftungsschlitze gehören :
1. auf den Phänomen 1500 der ab 1941 gebaut wurde
2. zu Fahrzeuge die ab 1949 aus Restbeständen als Phänomen Granit 27 aufgebáut wurden

Beide Typen waren mit einem Seitengesteuerten Phänomenmotor ausgerüstet.

@ ifa

Waren die Fahrzeuge (der Post/Studiotechnik) der 50ziger Jahre auch schon in dieser Farbgebung?

MfG Mario

rolschtermatti · « **Antwort #5 am:** Mai 07, 2012, 10:08:25 »

Also vielen Dank erst mal für die Informationen, haben mir wirklich schon weitergeholfen, ich werde dann mal versuchen in den nächsten Tagen die Fg-Nr. zu finden.
Ansonsten werde ich erst mal den beiden Stadtarchiven auf die Pelle rücken, um eventuell doch noch Fotos vom öffentlichen Einsatz zu finden, wo ggf. weitere Details erkennbar sind.

Andere Frage: Wir haben den Tank ausgebaut um ihn von alten Ablagerungen zu beseitigen. Dazu haben wir Rohrreiniger verwendet (Tippp aus dem Internet), mit Wasser voll aufgefüllt und die ganze Brühe mit dem Tauchsieder erhitzt. Diese Prozedur wurde wiederholt. Die Wirkung ist im Prinzip gut, aber nicht ganz volständig. Nun wird wohl wahrscheinlich auch das intensive Schütteln nicht helfen, da aufgrund der großen Schwallbleiche im Tank relativ wenig Bewegung reinkommt. Und rein mechanisch kommt man nur da ran, wo der Tankdeckel oder der Geber für die Tankanzeige sitzt.
Wer hat da Erfahrungen gesammelt?

reini71 · « **Antwort #6 am:** Mai 07, 2012, 10:24:13 »

Ich habe meinen Tank zu ner Firma gegeben,die sowas täglich macht. Dank der Nähe bei uns zu BASF und Bertschi....und guten Kontakten. Da wurde mit Chemie, Hitze und Hochdrucklanze jegliches Zeugs aus dem Tank geholt. Mußt aber wenns nen Dieseltank ist auch später wieder gegen Algen und Co. Grotamar hinzugeben bei jeder Tankfüllung. Habe bei der Gelegenheit auch gleich Ansaug und Rückleitungsrohre neu verbaut. Sollte siche ne Weile reichen.

rolschtermatti · « **Antwort #7 am:** Mai 07, 2012, 10:38:59 »

@reini71: wie gesagt Chemie und Hitze hatten wir schon, die Hochdruckdüsen hat mein Schwiegersohn von Berufs wegen, aber die Aussparungen an den Schwallblechen, wo sich die Flüssigkeiten zwischen den 3 Kammern austauschen können (hier Benzin) sind so klein, daß nicht die passenden Düsen vorhanden sind.
Es sind nur Ablagerungen, Rost ist kein Thema.

Danimilkasahne · « **Antwort #8 am:** Mai 07, 2012, 10:48:30 »

in anderen Foren wird zur Methode "drehen auf dem Betonmischer" geraten ... für mich aber nur Hörensagen...

Ahoi D.

Struppi · « **Antwort #9 am:** Mai 07, 2012, 11:58:48 »

@ Danny

Die Benutzung des "Betonmischers" ist meines Wissens nur für die Entrostung gedacht.

@rolschtermatti

Wie sieht es mit etwas Diesel aus? und dann kräftig schütteln.
Sieht zwar bestimmt besch-euert aus bei der Größe, aber bisher hab ich viele Verunreinigungen so entfernen können.

MfG Mario

rolschtermatti · « **Antwort #10 am:** Mai 07, 2012, 14:28:31 »

den Vorschlag werden wir einfach mal ausprobieren

danke.

Danimilkasahne · « **Antwort #11 am:** Mai 07, 2012, 14:43:48 »

ich glaube dem Kies ist Wurst was er abschmurgelt... aber u.U. hat der Tank dann eine Entlüftungsöffnung mehr ...

Chrischan · « **Antwort #12 am:** Mai 07, 2012, 16:01:51 »

...wenn, dann wäre er sowieso an der Stelle als nächstes durchgegammelt!

Ob nun Kies oder ne Handvoll Muttern - egal - wichtig bei der Betonmischermethode, nicht trocken drehen lassen!

Burtz4 · « **Antwort #13 am:** Mai 07, 2012, 22:39:48 »

Jupp,

bei meinem Barkas
hatte ich damals eine Eisenkette rein
das ganze mit Sprit durchgewürfelt.
Dauert natürlich eine ganze Zeit.
War aber evektiv.

Struppi · « **Antwort #14 am:** Mai 08, 2012, 08:45:32 »

Ich erinnere nochmal an die Schwallbleche!

Kies oder eine Kette nützten da nix, da sie nicht überall hin kommen.
Müste also eher was sehr feines oder halt flüssiges sein zum lösen des Gammels sein.

MfG Mario

rolschtermatti · « **Antwort #15 am:** Mai 08, 2012, 09:14:06 »

toi, toi, toi, trotz des Alters ist keine Stelle, die durchgammelt. Und die zweite Ladung Rohrreiniger hat es dann auch bis auf ganz geringe Rückstände gebracht. Einmal gekärchert, noch etwas Spiritus rein um das Wasser zu binden, nun muß das Ganze nur noch trocknen.

ifa · « **Antwort #16 am:** Mai 08, 2012, 20:43:07 »

Um mal wieder zum Thema zurück zu kommen - natürlich waren in der Anfangszeit nicht alle Fahrzeuge blau - dies wurde erst später zum Standard. Belege aus den 60ern zeigen auch DFF-Fahrzeuge in Türkisgrün. Das meiste Bildmaterial verrät aber wohl dank des Schwarz-Weiß nicht viel mehr...

rolschtermatti · « **Antwort #17 am:** Mai 11, 2012, 08:04:56 »

ja so eine Art türkisgrün haben wir an versteckten Stellen gefunden, das könnte man sich als Originalfarbe vorstellen.

Wo gibts solche Belege aus den 60ern? Meine Recherche zu Bildern hat bisher nur geringen Erfolg gehabt, vor allem die angefragten Stadt-/Staatsarchive der früheren Einsatzorte tun sich schwer. Und richtig ist, dass alles nur in schwarz-weiß ist

Struppi · « **Antwort #18 am:** Mai 11, 2012, 20:35:07 »

Türkisgrün???

Sind die Abbildungen auf den Werbeblättern für die Garant nicht auch in türkisgrün?

MfG Mario

ifa · « **Antwort #19 am:** Mai 23, 2012, 17:30:05 »

Na schaut doch mal in die Prospekthefte zum 2500er aus Mitte der 60er - da ist oft ein Halbbus (Vorläufer des Mehrzweck) in weiß/türkisgrün des DFF abgebildet. Im Vordergrund wird gerade irgendein Scheinwerfer oder eine Kamera aufgebaut - müsste ich nachschauen.

Struppi · « **Antwort #20 am:** Juli 15, 2012, 22:25:42 »

@rolschtermatti

Wie gehts dem Tohnaufnahmewagen? seid ihr schon mit Unterwegs?

MfG Mario

rolschtermatti · « **Antwort #21 am:** August 22, 2012, 12:30:06 »

sorry, daß ich so lange so still war hier. Ja wir waren mit dem Tonaufnahmewagen jetzt mal unterwegs, im Thüringer Tal der Goldwäscher

ist aber gerade mal 10 Tage her, voher hats nicht gepaßt. Wir haben das Grinsen aus dem Gesicht gar nicht mehr raus bekommen.

Combiquick · « **Antwort #22 am:** August 22, 2012, 17:47:39 »

Glückwunsch!
Irgendwie ging das jetzt aber fix, oder?
Direkt türkis ist das ja nicht, aber auch hübsch.

Struppi · « **Antwort #23 am:** August 22, 2012, 20:14:39 »

@Combiquick

das er LILA ist hatte der Mathi in seiner Vorstellung aber geschrieben

Schön das er schon unterwegs ist.

MfG Mario

Autor Thema: Phänomen Granit Tonaufnahmewagen ? (Gelesen 11902 mal)

Chrischan

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